ProDresden besucht die Gläserne Manufaktur

Vom Luxuswagen zum bezahlbaren E-Auto. Home of ID. — Dresden ist Vorreiter bei der Pilotfertigung und will den Kunden mit zahlreichen Aktionen die neuen Fahrzeuge schmackhaft machen.

 

Vor 20 Jahren, genau am 11. Dezember, nahm die Gläserne Manufaktur am Straßburger Platz ihre Produktion auf. Volkswagen schlug damals neue Wege ein. In dem imposanten Bau, der vom Münchner Büro Henn Architekten entworfen wurde, fertigten die Mitarbeiter zum Teil in feinster Handarbeit Luxuswagen und ließen sich dabei von Kunden und Besuchern über die Schulter schauen. Das war zu jener Zeit einmalig, Dresden schrieb ein Stückchen Automobilgeschichte. Phaeton hieß die Oberklasse von VW, von denen bis 2016 in Dresden exakt 84.235 Fahrzeuge gebaut wurden.

Aber alles hat seine Zeit. Bis 2050 sollen Fahrzeuge emissionsfrei fahren, das heißt auch, dass die letzten Verbrenner längstens bis 2038 produziert werden. Es sei eine gewaltige Herausforderung, bezahlbare E-Autos für alle zu schaffen. „Volkswagen investiert in die Zukunftsthemen E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung“, sagte Danny Auerswald. Der Standortleiter der Gläsernen Manufaktur sprach beim Wirtschaftsstammtisch vor Dresdner Unternehmer von Ausgaben in Höhe von 73 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren. Fast die Hälfte, 35 Milliarden Euro, werden für den Umstieg zur Elektromobilität benötigt, 27 Milliarden für die Digitalisierung.

Die Mitglieder von proDresden e.V. lernten den e-Mobilitätsstandort in Sachsen kennen, besichtigten die Gläserne Manufaktur und begutachteten neue Fahrzeuge. In seiner Begrüßung erinnerte Vorstandsvorsitzender Gunther Seifert an die Anfänge. „Unser Verein hat sich stark für die Ansiedlung von VW an diesem Standort im Herzen der Stadt engagiert.“ Damals waren weitere Flächen in der Diskussion, aber VW-Vorstandsvorsitzender Ferdinand Piëch favorisierte schnell das Areal in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum. „Doch dort befanden sich damals noch das Ausstellungszentrum, die Vogelwiese und der Bahnhof der Parkeisenbahn“, so Seifert. Zur Unterstützung der künftigen Standortentwicklung beteiligte sich der Verein mit einem knapp sechsstelligen Betrag bei Medienprojekten und der Organisation von Bürgerversammlungen. Am späteren Bau der Manufaktur konnten zahlreiche einheimische Firmen mitwirken. „Die Entscheidung war richtig“, sagte Seifert. Nun gebe es mit dem innovationstreibenden Thema e-Mobilität eine neue Etappe.

Nach dem Ende der Phaeton-Produktion entwickelten wir gemeinsam ein „Center of Future Mobility“, erläuterte Dresdens Wirtschaftsamtsleiter Dr. Robert Franke. Mit dem Startup-Programm fördern Volkswagen und Landeshauptstadt innovative Geschäftsideen rund um die Mobilität der Zukunft und geben Gründern die Chance, ihre Mobilitätskonzepte zur Marktreife zu entwickeln. Beispiele sind der Vermieter von Transportern und Kleinbussen „Carl und Carla“ sowie der Softwarespezialist Tracetronic. Zum Konzept gehört eine öffentliche Ladeinfrastruktur, so Franke. Diesbezüglich sei Dresden gut vorangekommen. Zudem wurde ein „Future Mobility Campus“, ein Lernlabor zur Aus- und Weiterbildung, geschaffen.

Nach einer Umrüstungspause haben die Mitarbeiter in der Gläsernen Manufaktur ab April 2017 den e-Golf gefertigt. Bis 2020 verließen 50.401 Golfs mit Elektromotor die Manufaktur. Volkswagen startete seine Produktion von Elektrofahrzeugen in Sachsen. 2019 begann das Werk in Zwickau und im Jahr darauf die Gläserne Manufaktur. Im nächsten Jahr folgen die Werke in Emden und Hannover. Seit 2020 produzieren auch zwei Werke in China VW-Elektro-Autos, 2022 beginnt das Werk in den USA.

In diesem Jahr startete die Gläserne Manufaktur die kohlendioxid-neutrale Endmontage des ID.3. und ID.4. Etwa 5.200 Fahrzeuge sollen in diesem Jahr das Werk verlassen. Zuvor hatte VW mit dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) die Grundlage für die neue Fahrzeuggeneration geschaffen. „Früher haben wir den Elektromotor ins Auto gebaut, jetzt bauen wir auf diesem Fahrwerk die Autos herum“, erläutert Standortsleiter Auerswald. Auf dieser Grundlage werden nicht nur Volkswagen, sondern auch Fahrzeuge für Audi, Skoda und Seat gefertigt. Der Name ID. Steht übrigens für intelligentes Design, Identität und visionäre Technologien.

Mit 380 Beschäftigten und bis zu 16.000 Fahrzeugen im Jahr gehört die Gläserne Manufaktur zu den kleinsten Werken. In Zwickau beispielsweise fertigen mehr als 8.000 Beschäftigte etwa 300.000 Fahrzeuge jährlich. Dresden ist jedoch „Pilot Factory“, das bedeutet, Entwicklung und Erprobung neuer Technologien, Kooperation mit Kompetenzpartnern, Digitalisierung der Produktion und die Erprobung in Kleinserien-Montage.

Die Gläserne Manufaktur will Besuchern eine Erlebniswelt offerieren. Dazu zählen verschiedene Führungen, an denen bisher schon mehr als 150.000 Personen teilgenommen haben. Marketingchef Henning Schulzki sprach von einer „Überzeugungsarbeit“ fürs Elektroauto. „Als ich meine erste Dienstreise mit dem ID.3 antrat, schaute ich zunächst auf die Reichweitenanzeige. Doch dann war ich schnell begeistert.“ Diesen Fahrspaß sollte jeder einmal erleben. Dazu gibt es eine spezielle Tour um den Großen Garten. Neben Probefahrten bietet Volkswagen auch ein Mach-Mit-Erlebnis. Maximal vier Personen können bei einem individuellen Fertigungsrundgang an bis zu vier Stationen selbst aktiv werden. Schulzki bot den Unternehmern Beratung und Hilfe an, wenn sie prüfen wollten, ob sich eine Umrüstung ihres Fuhrparks lohne. Katrin Feicke vom ID.Team stellte im Anschluss interessierten Teilnehmern die Fahrzeuge vor.

Ausführlich widmet sich die Gläserne Manufaktur den Fragen der Nachhaltigkeit und Biodiversität am Dresdner Standort. Bei der Lieferkette und Produktion wird Grünstrom eingesetzt. Für die Nutzung bietet VW mit seinem Programm „Elli“ Strom aus hundertprozentig erneuerbaren Energien an. Wichtig sei, so der Standortleiter, auch das Recycling, beispielsweise ein zweites Leben der Batterien.

Ausführlich stellte im Anschluss Martin Grismajer von der Sächsischen Energieagentur – SANEA die vielfältigen Fördermöglichkeiten vor. Die Teilnehmer konnten die detaillierten Angaben in einer Broschüre mit nach Hause nehmen. Wie immer beim Wirtschaftsstammtisch gab es im Anschluss Gelegenheit für persönliche Gespräche und für Netzwerken.

27. März 2023
außerordentliche Mitgliederversammlung

24. April 2023
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