Für den Laien wirken die Anlagen geheimnisvoll. Mittels eines Schwingförderers werden kleine Teile in die richtige Position gebracht. Überall bewegt oder dreht sich etwas in den großen Kästen, Roboterarme transportieren die Produkte zum nächsten Fertigungsschritt. Die Firma Xenon ist ein Spezialist für den Sondermaschinenbau. „Es sind bei mehrheitlich Einzelanfertigungen. Eine Serie beginnt schon bei zwei Anlagen“, erklärt Dr. Eberhard Reißmann. Vor der Vorstandsitzung am 7. Oktober stellt er den Vorstandsmitgliedern von proDresden sein Unternehmen vor.
Im Juni 1990 hatte der Ingenieur mit drei Mitstreitern die Firma Xenon aus dem Rationalisierungsmittelbau von Robotron-Messelektronik ausgegründet. Später hieß das MBO, Management-By-out. Im Handelsregister beim Amtsgericht Dresden wird die Firma mit anfangs elf Mitarbeitern unter der Nummer 93 registriert. Seither hat das Unternehmen mehr als 1.500 Maschinen produziert, die weltweit im Einsatz sind. Dabei handelt es sich um Kundenprojekte wie mechatronische Systeme, Sensoren, Aktoren, Kontaktsysteme, Steckverbindungen und Steuergeräte.
Xenon beschäftigt derzeit insgesamt 394 Männer und Frauen. Zur Elektronikbranche gesellten sich Automotive und Medizintechnik. Xenon, so Reißmann, ist mit dem Autoland Sachsen gewachsen und beliefert namhafte Zulieferer wie Bosch und Continental. Zum Geschäftsfeld gehört die Beratung der Kunden, die Projektierung, Entwicklung, Bau der Anlagen und der Service der schlüsselfertigen Anlagen zu Automatisierungs- und Fertigungsprozessen. Auch die weltweite Wartung gehört zum Angebot. Die Referenzliste liest sich wie das Who is Who der Wirtschaft.
Auswirkungen durch die Diskussion um Dieselfahrzeuge befürchtet das Unternehmen weniger. „Wir arbeiten unabhängig von den Antriebssystemen der Autos. Unsere Kleinteile werden überall benötigt, die Sensorentechnik wird durch das autonome Fahren sogar noch verstärkt nachgefragt“, sagt Reißmann. Allerdings hält er die Verteufelung des Diesels für falsch, das sei eine effiziente und ausgereifte Technik. Dennoch ist er froh, dass Xenon auch in der Medizintechnik ein gefragter Partner ist. Mehrere Standbeine schaden nie.
Zur Unternehmensphilosophie gehört es, dass Xenon die Anlagen zwar in Dresden entwickelt, aber bei Bedarf auch standortnah produziert. So gründeten die Dresdner vor fünf Jahren einen Betrieb im chinesischen Sushou, der bereits 63 Mitarbeiter beschäftigt. Das Werk hat schon eine eigene Entwicklungsabteilung und entwickelt und realisiert Automatisierungsprojekte mittlerer Größe auch eigenständig. Eine weitere hundertprozentige Tochter ist kürzlich in Querétaro in Mexiko entstanden.
Das operative Geschäft führen Firmenmitgründer Dr. Hartmut Freitag und Tobias Reißmann. Doch auch wenn Dr. Eberhard Reißmann bereits 2010 die Geschäfte an seinen Sohn übergeben hat, mischt er im Hintergrund noch mit. Derzeit kümmert er sich um einen weiteren Neubau. Xenon war 1994 das erste Unternehmen im Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee. Doch der Firmensitz in der Heidelberger Straße wurde zwar in Etappen immer erweitert, dennoch ist er gegenwärtig zu klein. Inzwischen hat Xenon etwa 500 Meter weiter an der Stuttgarter Straße einen großen Komplex mit Fertigungshallen, Büros eigener Kantine geschaffen. Doch auch der reicht für das perspektivisch geplante weitere Wachstum nicht aus. Deshalb baut Xenon bereits einen weiteren Komplex an der Pforzheimer Straße. Um das Parkproblem zu lösen, hat das Unternehmen vorerst einen breiten Streifen an der Stuttgarter Straße gemietet, der als Reservefläche für die Straßenbahntrasse geplant ist.